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Sondersitzung AGRAR: Heißes Eisen Grüne Biotechnologie

Verfasst von Svenja Brink am 19.02.2019 unter Unternehmensnews

Valentinstag mal anders: Rund 100 Experten trafen sich am 14. Februar auf Einladung von Genius in der Leibniz-Gemeinschaft, um über das Thema Grüne Biotechnologie zu diskutieren.

„Ich halte das Urteil für richtig“, erklärte René Röspel, stellvertretender forschungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Er bezog sich auf das Urteil des europäischen Gerichtshofs vom 25. Juli 2018. Die Richter hatten entschieden, dass durch neue Gentechnikverfahren gewonnene Organismen dem europäischen Gentechnikrecht unterliegen würden. Röspel machte deutlich, dass die SPD-Fraktion das Urteil befürworte und in Deutschland weiterhin das Vorsorgeprinzip gelten müsse. Es sei wichtig, Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher sicherzustellen.

Prof. Dr. Christine Lang, Ko-Vorsitzende des Bioökonomierates, plädierte hingegen für eine Änderung des Gentechnikrechts und eine differenziertere Betrachtung der neuen Züchtungsmethoden. Sie forderte, dass es in der Bewertung einen Unterschied machen müsse, ob ein artfremdes Gen eingesetzt oder nur minimale Änderungen (Punktmutationen) am Erbgut vorgenommen werden. Abschließend hob sie hervor, dass durch die neuen Züchtungsmethoden potenziell mehr Nachhaltigkeit ins System gebracht werden könne. Gleichzeitig räumte sie bei aller Begeisterung für die Technik ein: „Ich stelle mich nicht hin und sage: Das rettet die Welt.“ 

In der Podiumsdiskussion wurde die Debatte mit Dr. Michael Metzlaff (Bayer), Dr. Jon Falk (Saaten-Union Biotech) und Dr. Margret Engelhard (BfN) vertieft. Engelhard sprach von einer „wirkkräftigen Technologie“, die sich extrem schnell entwickle. Dabei könnten schon kleine Veränderungen im Genom große Auswirkungen für einen Organismus und ein Ökosystem nach sich ziehen. Die Einzelfallprüfung bliebe deshalb ein „gutes Instrumentarium“ und das Vorsorgeprinzip der richtige Ansatz.

Falk sprach aus Sicht der kleinen und mittelständischen Unternehmen von einem „de facto Verbot“ des Anbaus von durch Genome Editing erzeugten Pflanzen in Deutschland. Die Zerstörung von Feldern in der Vergangenheit habe gezeigt, dass man hierzulande keine Freilandversuche durchführen könne. Seine Vision der agrarischen Zukunft: Weniger Chemie und eine höhere Biodiversität. Dazu müsse es auch Züchtung durch Genome Editing geben. Gerade die Zukunft der KMU bereite ihm Sorgen. Er sehe eine „Verschiebung vom Sortenschutz zum Patenrecht“, bei der nur die großen Unternehmen mit ihren Anwälten mithalten könnten.

Michael Metzlaff von Bayer sprach sich für einen beschleunigten Züchtungsprozess aus: „10 bis 20 Jahre sind zu lang!“ Gerade im Hinblick auf den Klimawandel sei die Züchtung angepasster Pflanzen wichtig. Im Hinblick auf den chemischen Pflanzenschutz prognostizierte Metzlaff, dass Landwirte darauf nicht verzichten könnten. Gleichzeitig merkte er an, dass Pflanzenschutzmittel durch Präzisionslandwirtschaft zielgerichteter eingesetzt werden können und dass zukünftige Generationen von Pestiziden besser abbaubar sein müssten.

Nach dem Podiumsgespräch folgte eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum, die verdeutlichte: Ein einfaches „Weiter so!“ in der Landwirtschaft darf es nicht geben!

Die Bildergalerie zur Sondersitzung AGRAR „Heißes Eisen Grüne Biotechnologie“ finden Sie hier.

Medienberichte zur Veranstaltung finden Sie hier:

Wir danken unseren Partnern: der Leibniz-Gemeinschaft, 365FarmNet, Bayer, Südzucker, dem U.S. Soybean Export Council, unserem Medienpartner der agrarzeitung sowie unserem ideellen Partner, dem Deutschen Bauernverband (DBV).

Bei Interesse an der Veranstaltungsreihe und einer Teilnahme wenden Sie sich bitte an Nele Herrmann Valente im Berliner Büro von Genius: nele.herrmannvalente@genius.de.

Nächster Termin: 07. Juni 2019, Sondersitzung AGRAR „Ressource Wasser“

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