Sondersitzung AGRAR: Ressource Boden
Verfasst von Svenja Brink am 12.06.2018 unter Unternehmensnews
Am 8. Juni trafen sich fast 70 Vertreter aus Landwirtschaft, Agrarpolitik, Wissenschaft und Gesellschaft bei der „Sondersitzung AGRAR“, um gemeinsam über die Bedeutung des Bodens zu diskutieren. Anlass war die sechste Veranstaltung des politischen Agrardialogs der Genius GmbH.
Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE), Obfrau im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft und agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, eröffnete das politische Frühstück. Sie betonte, dass es beim Thema Boden in hohem Maße um Qualität gehe. Diese könne man z. B. durch Mischkulturen steigern. Sie plädierte dafür, den „Graben zwischen Agrar- und Forstwirtschaft“ zu schließen.
Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauerverbandes, nahm den Faden auf und unterstrich, dass Landwirte großes Interesse an einem guten und stabilen Zustand des Bodens hätten. Deutschland sei in Bezug auf die Bodenqualität gut aufgestellt. Dies heiße aber nicht, dass Landwirte sich ackerbaulich nicht weiterentwickelten. Denkbar sei z. B., die Digitalisierung nicht nur zur Effizienzsteigerung zu nutzen, sondern auch für andere Gebiete, wie die Definition der Fruchtfolge und den Einbezug alter Sorten. Dohme machte deutlich, dass ein „Erhaltungsgebot für landwirtschaftlich genutzte Flächen“ dringend nötig sei. Deutschland verliere nach wie vor täglich einen Landwirtschaftsbetrieb.
Anschließend stellte Prof. Dr. Katharina Helming vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) die BMBF-Förderinitiative „BonaRes“ vor. Sie hat zum Ziel, das Verständnis von Bodenökosystemen zu erweitern, die Produktivität der Böden und ihre anderen Funktionen zu verbessern sowie neue Strategien für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Böden zu entwickeln. Sie machte deutlich: „Die Herausforderung ist eine ressourceneffiziente Nutzung des Bodens.“ Die gesteigerte Biomasseproduktion gehe zu sehr auf Kosten anderer wichtiger Funktionen des Bodens, z. B. die Kohlenstoff- und Wasserspeicherkapazität oder die Biodiversität. „Der Bodenschutz ist eine Frage für Fortgeschrittene“, illustrierte Helming die Komplexität des Themas. Letztendlich sei das Ziel, die „intrinsischen Fähigkeiten“ des Bodens zu verbessern. Dies sei nur möglich mit einem „Schulterschluss zwischen Wissenschaft, Konsumenten, Wirtschaft und Politik.“
In der Podiumsdiskussion mit Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Birgit Wilhelm (WWF), Ludwig Wreesmann von der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) und Prof. Dr. Frank Ewert (ZALF) zeigte sich viel Konsens: Die Aussage von Ewert – „Im Hinblick auf den Boden gilt: weniger ist mehr.“ – fand Zustimmung und wurde durch den praktizierenden Landwirt Wreesmann zugespitzt: Man solle „den Boden einfach mal in Ruhe lassen.“
Dass das in der Produktion nicht immer möglich ist, wurde als eine Herausforderung der modernen Landwirtschaft anerkannt. Lösungen bieten Innovationsfelder wie die Digitalisierung oder die Biologisierung der Landwirtschaft.
Eine weitere Herausforderung für den Umgang mit der Ressource Boden besteht darin, dass, obwohl die Wissenschaft erst beginnt, die Funktionsweise von Mikroorganismen im Boden zu begreifen, das Wirtschaften auf der Fläche weitergehen muss. Hier ist die Perspektive des Landwirtes: Was immer ich anbaue, es muss rentabel sein.
Zielkonflikte sind in der Landwirtschaft gang und gäbe. So verwundert es nicht, dass sie auch hinsichtlich des nachhaltigen Umgangs mit der Ressource Boden entstehen. Deutlich wurde allerdings in der Diskussion: Das Ziel, Boden zu schätzen und zu schützen, teilen alle Akteure. Beste Vorzeichen also für einen konstruktiven Dialog in Zukunft. Die Sondersitzung AGRAR freut sich darauf, diesen Prozess auch in Zukunft zu begleiten.
Die Bildergalerie zur Sondersitzung AGRAR „Ressource Boden“ finden Sie hier.
Wir danken unseren Partnern, der Leibniz-Gemeinschaft, 365FarmNet, Bayer, BayWa und Farm Facts, dem U.S. Soybean Export Council, unserem Medienpartner, der agrarzeitung, sowie unserem ideellen Partner, dem Deutschen Bauernverband (DBV).
Bei Interesse an der Veranstaltungsreihe und einer Teilnahme wenden Sie sich bitte an Nele Herrmann Valente im Berliner Büro von Genius: nele.herrmannvalente@genius.de, Tel.: 030-2123422-85.
Nächster Termin: 18. Oktober 2018 – „Nachhaltige Futtermittel“, u.a. mit Hubertus Paetow (DLG), Albert Stegemann (CDU), MdB und Carina Konrad (FDP), MdB.
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